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| Hans-Günter Meyer-Thompson | Substitution in Haft

Steigende Inhaftierungsraten und überlastete Einrichtungen weltweit – Ursachen, Folgen und Strategien 

Steigende Inhaftierungsraten und überlastete Einrichtungen weltweit – Ursachen, Folgen und Strategien 

Noch nie befanden sich weltweit so viele Personen im Freiheitsentzug wie im Jahr 2024 (11.5 Millionen). Und noch nie waren so viele Länder mit überfüllten Einrichtungen konfrontiert. Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielseitig. Der jüngste Bericht Global Prison Trends 2024 der NGO Penal Reform International (PRI) liefert differenzierte Einblicke in die kritische Haftsituation, setzt sich mit deren Ursachen und sozialen Folgen auseinander und reflektiert Alternativen zum Freiheitsentzug. 

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Gründe für die Überbelastungen 

Bestrafung von Armut

Armutsbedingte Aktivitäten wie etwa betteln, hausieren oder herumlungern stehen in vielen Ländern unter harter Strafe und sie werden systematisch geahndet. Dieser Tatbestand der «vagrancy» (Landstreicherei) wurde häufig zu Zeiten der britischen Kolonien eingeführt, um die städtischen Bevölkerungen im Zaum zu halten. Landstreicherei-Gesetze sind auch heute noch, vor allem im globalen Süden, verbreitet. In Sambia etwa können Menschen bestraft werden, wenn sie keine offensichtlichen Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts oder reguläre Beschäftigung haben.

Harter Umgang mit Drogendelikten

Viele Länder verlassen sich bei Drogendelikten stark auf Untersuchungshaft und lange Haftstrafen, selbst bei Personen, die wegen einer geringfügigen Beteiligung am Drogenhandel angeklagt oder verurteilt wurden. Diese Vorgehensweise ist nach wie vor eine der Hauptursachen für die Überbelegung der Gefängnisse, insbesondere in Ländern, in denen die Regierungen eine harte Linie verfolgen. Nach UN-Angaben wurden im Jahr 2020 weltweit schätzungsweise 3,1 Millionen Menschen wegen Drogendelikten verhaftet - mehr als die Hälfte (61 %) wegen Drogenbesitzes, wobei zwischen “Konsum” und “Handel” oftmals nicht unterschieden wird. Drogendelikte sind nach wie vor ein Grund für den Anstieg der weiblichen Gefängnisinsassen, da mehr als eine von drei inhaftierten Frauen wegen eines Drogendelikts inhaftiert ist.  

(Schweizerisches Kompetenzzentrum für den Justizvollzug SKJV, Schweiz, 25.02.2025)

https://www.skjv.ch/de/node/4068