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Z51.83G â Forum SubstitutionspraxisMonatsrundbrief       Ausgabe 71, 12. April 2023 |
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ÂSehr geehrte Leserinnen und Leser,  zeitgleich sind am Ostersonnabend aktualisierte Versionen der BtMVV und der Richtlinie der Bundesärztekammer zur Opioidsubstitutionsbehandlung in Kraft getreten. Kontinuität der substitutionsgestützten Behandlung bleibt erhalten - Neue Substitutions-Richtlinie zur Behandlung von Opioidabhängigen. (Bundesärztekammer, Pressemitteilung vom 11.04.2023)   Buzer.de hat eine Synopse aller Ãnderungen der BtMVV am 08.04.2023 ins Netz gestellt.  Und die Deutsche Apotheker Zeitung beantwortet die Frage: âSARS-CoV2-Arzneimittelversorgungsverordnung läuft aus - Was ändert sich zum 8. April?â  Eine Anpassung der Vorschriften in der BtMVV für die Substitution mit Diamorphin ist zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen. Anfang des Jahres haben akzept e.V., Deutsche Aidshilfe und JES eine Stellungnahme zur Weiterentwicklung der diamorphingestützten Behandlung veröffentlicht.  Die Pandemie hat in vielen Ländern zu einer zeitlich befristeten Lockerung der Rechtsvorschriften über die Abgabe von Substitutionsmedikamenten geführt. Langjährig Substituierte in stabiler Behandlung haben es als befreiend erlebt, nicht mehr täglich unter Sicht ihr Medikament einnehmen zu müssen. Und mehrere Fachveröffentlichungen stellen fest, dass die Ausweitung von Abgaben zur eigenverantwortlichen Einnahme (âTake-Homeâ) nicht zu einer gröÃeren Anzahl von Ãberdosierungen, zu massiv vermehrtem Beikonsum, zur Ausweitung des Medikamentengraumarktes oder zu anderen unerwünschten Auswirkungen geführt hat. Ein Bericht aus Norwegen weist allerdings auf âreports of increased diversion of OAT medicationsâ hin; auch die Zahl der Ãberdosierungen ist dort während der Pandemie zeitweilig angestiegen.  âIt shouldnât have taken a global pandemic to get more take-homesâ, zitiert das us-amerikanische Internetmagazin Filter Louise Vincent, Executive Director of the National Urban Survivors Union, die selbst mit Methadon substituiert wird. Fast 60 Jahre nach den Methadon-Studien von Dole und Nyswander wird in den USA vorsichtig in Erwägung gezogen, auch in spezialisierten Arztpraxen die Verschreibung von Methadon zuzulassen und die Abgabe in Apotheken zu erlauben. Die Vereinigung der Methadonambulanzen sieht ihr Monopol in Gefahr.  Die Ausweitung von Take-Home-Verordnungen in Deutschland ist in vielen Schwerpunktpraxen und Substitutionsambulanzen kaum zu erwarten, weil die tägliche Abgabe unter Sicht, vor allem die gut honorierte an Wochenenden und Feiertagen, die betriebswirtschaftliche Grundlage bildet. Nun könnte aber der EBM in Bewegung geraten: Ende März hat das Dezernat Vergütung und Gebührenordnung der KBV (AK 4) eine âUmstrukturierung der substitutionsgestützten Behandlung Opioidabhängiger im EBMâ auf die Tagesordnung seiner Sitzung gesetzt. Zur Diskussion sollte die Einführung einer Quartals-Pauschale mit hohem Punktwert stehen, die Ausweitung der honorierten Gespräche (EBM 01952) von vier auf acht pro Quartal und der Wegfall der Ziffern 01949, 01950 und 01953. Für die Abgabe zum unmittelbaren Verbrauch (âunter Sichtâ) könnte eine neue Ziffer (01947) eingeführt werden, die niedriger bewertet würde als die vormaligen Ziffern für diese Leistung. Das Ergebnis der Beratungen war zum Redaktionsschluss nicht bekannt. Eine Honorierung der Abgabe unter Sicht in Apotheken ist weiterhin nicht in Sicht.  Lieferengpässe: Suboxone (Sublingualfilm) soll ab 12. April wieder lieferbar sein, Subutex (PZN 00582999, 2mg, PackungsgröÃe 7 Tbl.) erst wieder ab 24. April (BfArM-Lieferenpassdatei vom 11.04.2023). Sanofi hat das Substitutionsmedikament L-Polamidon (als Analgetikum und als Substitutionsmittel) an Sandoz-Hexal verkauft, heiÃt es aus Kreisen der Käuferfirma, eine Bestätigung von Sanofi liegt nicht vor. Voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 soll âPolaâ hierzulande unter neuer Eignerschaft und auch in Ãsterreich und in der Schweiz in den Vertrieb gelangen.  Der Lieferengpass für Methadon-Tabletten in der Schweiz ist vorerst beseitigt. Der vormalige Hersteller hat zwar die Betriebserlaubnis wieder erhalten, nicht jedoch die Erlaubnis für die Produktion des Medikaments. Die befürchtete Versorgungslücke konnte jedoch geschlossen werden, teilt Thilo Beck (ARUD Zürich) auf Anfrage von Forum Substitutionspraxis mit: âEs gibt wieder eine stabile Versorgung mit 20mg und 40mg Kapseln in Magistralrezeptur (aus Apotheken, Anm. Forum Substitutionspraxis) und 5mg Tabletten (der Streuli Pharma AG, Anm.). Zwei Pharma-Hersteller, Sandoz/Hexal und Streuli sind dabei, Methadon-Tabletten in den benötigten Dosierungen und mit der Indikation für die opioidgestützte Behandlung (die bisherigen Produkte sind nur für die Schmerz- und Entzugsbehandlung zugelassen) bei Swissmedic zugelassen zu bekommen. Das kann noch Monate dauern.â Hexal-Sandoz hat bestätigt, für Methadon-Tabletten in der Stärke 80mg in der Schweiz eine Zulassung erhalten zu wollen. Eine Medizinstudentin und Journalistin und ein ärztlicher Kollege haben in Berlin vor kurzem die Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm über Sucht und Suchtmedizin beendet. Sie haben einen Spendenaufruf gestartet für Ausrüstung, Reisekosten und eine Vergütung für die Unterstützung der Crew und Schnitt/Editing. Die Herausgeber von Forum Substitutionspraxis werden sich mit einer Zuwendung aus den Sponsorengeldern beteiligen.  Die Kalender für Webinare und Fachtagungen/Kongresse sind auf dem aktuellen Stand. Und die Homepage ebenfalls.  Die nächste reguläre Ausgabe von Z51.83G Forum Substitutionspraxis erscheint am zweiten Mittwoch im Mai, also am 10. Mai 2023. In der Zwischenzeit werden Sie neu verlinkte Veröffentlichungen in der Rubrik âneuâ lesen können.  Viel Spaà beim Lesen und empfehlen Sie uns weiter!  Hans-Günter Meyer-Thompson |
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